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DKFZ-Hector Krebsinstitut: Aus der Forschung in die Klinik und zurück

Die UMM baut die Translation wissenschaftlicher Erkenntnisse in innovative Therapieoptionen zur Behandlung von Krebspatienten weiter aus. Eine zentrale Rolle spielt dabei das DKFZ-Hector Krebsinstitut an der Universitätsmedizin Mannheim.

Das Institut will eine ‚zirkuläre Translation‘ ermöglichen: Aktuellste Forschungsergebnisse des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und der Medizinischen Fakultät Mannheim sollen systematisch aufgegriffen und in innovative klinisch-wissenschaftliche Studien überführt werden. Gleichzeitig werden pseudonymisierte Daten und Probenmaterial aus der Klinik der Forschung zur Verfügung gestellt. So fließen neueste Erkenntnisse vom Forschungslabor ans Patientenbett und von dort zurück ins Labor. Grundlage dafür bilden die DKFZ-Hector Studiendatenbank und eine leistungsfähige Datenverbindung, die die drei Partnereinrichtungen – das DKFZ, die Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg und das Universitätsklinikum Mannheim – miteinander vernetzt.

8.000 Tumorboards

Erste Anlaufstelle für Menschen mit Krebs in der UMM ist das Mannheim Cancer Center (MCC). Als zentrales Eingangsportal koordiniert das MCC die notwendigen Schritte zu einer exakten Diagnose und bestmöglichen Therapie für jeden einzelnen Patienten. Im MCC bringen unterschiedliche Disziplinen ihre jeweilige Expertise ein, in interdisziplinären Runden, sogenannten Tumorboards, arbeiten die onkologischen Experten der UMM zusammen, besprechen den individuellen Fall jedes einzelnen Patienten und erarbeiten gemeinsam Empfehlungen. So können Operationen, Bestrahlungen, Chemotherapien und andere Methoden zur persönlich bestmöglichen Behandlung kombiniert werden. Fast 8.000 dieser Fallbesprechungen gab es 2021 am MCC.

2018 hat die UMM auch sogenannte molekulare Tumorboards eingeführt. Unter der Leitung von Professor Dr. med. Daniel Nowak und Professor Dr. Dr. med. Sonja Loges arbeiten dort regelmäßig Spezialisten aus unterschiedlichen klinisch-onkologischen Bereichen mit Pathologen, Humangenetikern, Labormedizinern, Molekulargenetikern und Informatikern zusammen. Sie analysieren mit modernen Untersuchungstechniken wie der Hochdurchsatz-Sequenzierung die Krebszellen im Detail und entwickeln daraus auf den einzelnen Patienten zugeschnittene Therapieempfehlungen. „Die Merkmale der Tumoren sind so einzigartig wie die Patienten. Mit personalisierten Therapien bekämpfen wir den Tumor auf Grundlage dieser ganz individuellen Merkmale“, berichtet Loges, die die Abteilung Personalisierte Onkologie und das DKFZ-Hector Krebsinstitut an der UMM leitet.

Personalisierte Therapie

Molekulare Ansätze werden aktuell für zahlreiche Formen von Krebs entwickelt. „Besonders geeignet sind diese hoch individuellen Therapien derzeit bei beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom, bei Gallengangkrebs, bestimmten Speicheldrüsentumoren und einigen Brustkrebs-Arten“, berichtet Loges. „Bei bestimmten Tumorkonstellationen werden personalisierte Therapien inzwischen als erste Form der Behandlung empfohlen. Zum Teil können wir Krebs auch ausschließlich mit solchen hochmodernen, meist sehr gut verträglichen Therapien behandeln.“ Schon länger etablierte Verfahren wie Chemotherapie und Bestrahlung bleiben aber weiterhin wichtig: „Wann eine personalisierte Therapie die beste Wahl für den Patienten ist, lässt sich am besten im Tumorboard besprechen.“

Klinische Kooperationseinheiten als Brücken

Das DKFZ-Hector Krebsinstitut baut auf langjährigen wissenschaftlichen Verbindungen zwischen DKFZ und Medizinischer Fakultät Mannheim – sogenannten Klinischen Kooperationseinheiten (KKE) – auf. Die KKE Neuroimmunologie und Hirntumorimmunologie unter Leitung von Professor Dr. med. Michael Platten entwickelt beispielsweise eine Immuntherapie gegen bestimmte Hirntumoren. So können sogenannte diffuse Gliome mit einer Impfung bekämpft werden, die das Immunsystem gegen die Tumorzellen aktiviert. KKEs stehen aber auch für Nachwuchsförderung: Die KKE „Translationale Chirurgische Onkologie“ unter Leitung von Professor Dr. med. Sebastian Schölch erforscht zirkulierende Tumorzellen, die als Ursache für die Metastasierung von Krebs angesehen werden. Die von PD Dr. Dr. med. Johannes Betge geleitete KKE „Translationale Gastrointestinale Onkologie und Präklinische Modelle“ beschäftigt sich mit anspruchsvollen dreidimensional in Zellkultur wachsenden Tumormodellen, um die am besten wirksame Therapie für Patienten mit Tumoren im Magen-Darm-Trakt zu identifizieren.

78,5 Millionen für zusätzliche Forschung

Das DKFZ-Hector Krebsinstitut an der UMM wurde 2019 auf Basis einer langfristig angelegten Förderzusage der Hector-Stiftung II gegründet und hat seitdem eine fulminante Entwicklung durchlaufen. Davon zeugen etliche laufende und in Vorbereitung befindliche wissenschafts-initiierte Studien, die erfolgreiche Einwerbung von Drittmitteln und damit verbundener wissenschaftlicher Projekte sowie die daraus resultierenden wissenschaftlichen Erkenntnisse, die sich in einer Vielzahl von Publikationen niederschlagen.

Um den Ausbau das Instituts weiter voranzutreiben, haben Dr. Hans-Werner und Josefine Hector 2021 die bereits zugesagten Mittel um weitere 78,5 Millionen Euro aufgestockt. Mit dieser zusätzlichen Förderung konnten neue KKEs eingerichtet werden, die das Forschungsspektrum um weitere Krebserkrankungen ergänzen. Neu eingerichtete Professuren nehmen aber auch übergreifende Fragestellungen in den Blick – wie die Krebs-Prävention und die sogenannte Survivorship-Forschung, die vor allem Langzeit-Nebenwirkungen von Krebstherapien untersucht und die Lebensqualität der Patienten verbessern will.

(Dieser Artikel stammt aus dem Jahresbericht 2021.)