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Zentrale Rolle in der Pandemie

Das Coronavirus SARS-CoV-2 hat das Jahr 2020 in der UMM wesentlich bestimmt – nicht nur in der Krankenversorgung, sondern auch in Forschung und Lehre.

Beim Kampf gegen die COVID-19-Pandemie übernimmt die UMM eine zentrale Rolle in Mannheim. Viele schwer Erkrankte werden hier behandelt, außerdem koordinieren UMM-Experten im Auftrag des Landes die Intensiv- und Beatmungskapazitäten für die ganze Stadt. Das Intensivteam ist dafür prädestiniert: Seit drei Jahrzehnten ist die UMM spezialisiert auf Patienten mit akutem Lungenversagen, die oft mit dem Lungenersatzverfahren ECMO versorgt werden müssen. Doch selbst mit dieser Expertise ist COVID-19 eine besondere Belastung für das Personal – nicht nur auf den Intensivstationen. Die Versorgung der Patienten ist fachlich anspruchsvoll und aufwändig, psychisch fordernd und körperlich anstrengend – auch durch die Schutzausrüstung, die bei der Arbeit ständig getragen werden muss. Umfassende Sicherheitsmaßnahmen schützen vor Ansteckungen, Einschränkungen sind unumgänglich: Patientenbesuche werden reduziert und vorübergehend komplett verboten, der Zugang zum Gelände kontrolliert. Veranstaltungen wie die furios gestartete Reihe „Medizin für Mannheim“ werden abgesagt, eine umfassende Teststrategie soll sicherstellen, dass Infektionen bei Patienten noch vor der Aufnahme erkannt werden. COVID-19-Patienten und Verdachtsfälle werden streng separiert und von speziellen ärztlichen und pflegerischen Teams betreut. Als zum Jahreswechsel erste Impfstoffe verfügbar sind, gehören Beschäftigte des Klinikums zu den Ersten, die nach den strengen Priorisierungsregeln geimpft werden.

Bis zu 7 Stationen für Corona-Patienten

In den Pandemiewellen weitet die UMM ihre Kapazitäten für COVID-19-Patienten massiv aus. Bis zu fünf Normal- und zwei Intensivstationen versorgen ausschließlich Corona-Patienten und Verdachtsfälle. Das geht nicht, ohne andernorts Leistungen zu reduzieren. Wie alle Krankenhäuser schränkt auch die UMM nicht-dringliche Operationen und ambulante Behandlungen zeitweise ein – für Notfälle und Unaufschiebbares wie Krebstherapien bleibt das Universitätsklinikum aber als einziges Mannheimer Krankenhaus durchgehend geöffnet. Dabei justiert eine Corona Taskforce täglich neu die Balance zwischen der Versorgung von COVID-19-Patienten und allen übrigen Aufgaben.

Vielfältige Corona-Forschung

Mit der Versorgung der ersten COVID-19- Patienten beginnt unmittelbar auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der neuen Erkrankung. Die Immunitor-Studie des Instituts für Klinische Chemie erforscht die Immunreaktionen auf das Virus und untersucht, wie leistungsfähig Testverfahren sind. Das Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie prüft, ob Erkrankte mit Antikörpern aus dem Blutplasma genesener Patienten behandelt werden können. Wissenschaftler der V. Medizinischen Klinik zeigen in einer Meta-Studie, dass blutdrucksenkende Medikamente, die in das Renin-Angiotensin- Aldosteron-System (RAAS) eingreifen, zu keinem höheren Erkrankungsrisiko führen. Die Frage hatte viele Mediziner beschäftigt, weil das RAAS als Haupteintrittspunkt für Coronaviren in die Wirtszelle gilt. Ein Team der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie befasst sich mit den Auswirkungen von COVID-19 auf Sinnesorgane – vor allem, ob eine SARS-CoV-2-Infektion den Geruchssinn auch nachhaltig beeinträchtigen kann. Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin stößt eine große Studie an, die untersucht, wie oft sich Kinder infizieren, ohne dass sie Erkrankungssymptome zeigen. 14 Kliniken in Deutschland sind an der Studie beteiligt – geleitet wird sie von der UMM.

Online-Lehre statt Präsenzunterricht

Ab Mitte März gibt es von heute auf morgen an der Medizinischen Fakultät keinen Präsenzunterricht mehr, Hörsäle und Seminarräume sind geschlossen. In einem gemeinsamen Kraftakt gelingt es Lehrenden und dem Studiendekanat mit dem eLearning-Team, Vorlesungen, Seminare und sogar Praktika auf digitale Formate umzustellen und damit den Fortgang des Studiums sicherzustellen. „Innerhalb von vier Wochen wurden mehr als 700 Lehrveranstaltungen erfasst und abgebildet“, berichtet Barbara Braun vom eLearning-Team über die kräftezehrende Anfangsphase. Anschließend befassen sich die Kollegen verstärkt mit dem Ausbau des Online-Unterrichts. Es geht nicht mehr nur darum, die Inhalte zu erfassen, sondern sie didaktisch speziell für digitale Formate aufzubereiten. Wann immer möglich, wird im praktischen Bereich ein Unterrichtsangebot in Präsenz geschaffen – stets an die aktuelle Corona-Situation angepasst. Es gelingt so, ein adäquates Lehrangebot aufrechtzuerhalten. Das belegen die studentischen Evaluationen und die Ergebnisse der Staatsexamina: „Selbst in Ausnahmezeiten der Corona-Pandemie haben unsere Studierenden die Prüfungen hervorragend gemeistert: Platz 2 beim ersten Abschnitt und Platz 1 beim zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung“, freut sich Studiendekan Professor Dr. Thomas Wieland. „Aber dennoch kann Online-Lehre gerade im Medizinstudium den Präsenzunterricht nur sehr eingeschränkt ersetzen.“

Verlässliche Diagnostik für Stadt und Region

Der neu eingerichtete Coronavirus Diagnose- Stützpunkt testet schon ab März im Auftrag des Gesundheitsamts Mannheim. Das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene wertet die PCR-Tests aus und baut die hauseigenen Kapazitäten in kürzester Zeit deutlich aus. So können mobile Teams in den Stadtteilen Altenheim-Bewohner, Kita-Personal oder Reiserückkehrer vor Ort testen. UMM-Expertise reist auch im CoVLAB mit. Das hochmoderne mobile Corona-Testlabor der Baden-Württemberg Stiftung bringt unter Leitung des Instituts für Klinische Chemie schnelle und beste Diagnosequalität selbst an abgeschiedene Orte im Land.

(Dieser Artikel stammt aus dem Jahresbericht 2020.)