Die Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg fördert mit ihrem Programm für klinische und translationale Forschung „ICON“ eine Ausbildung von Clinician Scientists, die fast ohne Zeitverlust parallel zur Facharztweiterbildung absolviert werden kann. Möglich macht dies eine besondere Vereinbarung mit der Bezirksärztekammer (BÄK) Nordbaden im Rahmen eines gemeinsamen Pilotprojektes, durch die – wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind – bis zu zwölf Monate Forschungszeit auf die Facharztweiterbildung angerechnet werden können.
Dr. med. Manuel Winkler, M.Sc. ist der erste Absolvent des ICON-Programms, der als Clinician Scientist mit dieser Förderung seine Facharztweiterbildung im Fach Dermatologie abgeschlossen hat. Das Facharztzeugnis wurde dem klinisch tätigen Arzt und Wissenschaftler heute vom Präsidenten der Bezirksärztekammer Nordbaden, Professor Dr. med. Dr. med. dent. Christof Hofele, persönlich überreicht. Dieser hatte es sich nicht nehmen lassen, eigens zu diesem Ereignis nach Mannheim zu kommen.
Die Weiterbildung zum Facharzt bedeutet eine Spezialisierung auf ein bestimmtes Fach, im Anschluss an das erfolgreich abgeschlossene Medizinstudium und den Erhalt der staatlichen Zulassungsberechtigung zum selbstständigen und eigenverantwortlichen Ausüben des Arztberufs – der Approbation. Sie dauert je nach Fachgebiet mindestens vier bis sechs Jahre. Wird der Arztberuf nicht in Vollzeit ausgeübt, so verlängert sich die Weiterbildung entsprechend. Die lange Weiterbildung stellt ein Dilemma für die Ausbildung von Clinician Scientists – klinisch tätigen Ärzten, die auch ernsthaft wissenschaftlich forschen – dar.
Die Absolventen des dreijährigen Programms ICON (Interfaces and Interventions in Complex Chronic Conditions) werden für rund die Hälfte der Zeit von klinischen Aufgaben freigestellt, um sich ihrer Forschung widmen zu können. Nach aktuellen Regularien würden den Absolventen des Programms von den insgesamt 18 Monaten Forschungszeit nur sechs Monate auf die Facharztweiterbildung angerechnet.
„Mit unserem Pilotprogramm haben wir diese Zeit verdoppelt – für die Absolventen des ICON-Programms bedeutet dies faktisch einen Gewinn von einem halben Jahr Weiterbildung“, sagt Professor Hofele. „Es geht uns darum, mehr junge Ärzte dafür zu gewinnen, die Arbeit am Patienten mit der Forschung im Labor zu verbinden“, erläutert Hofele die Motivation der BÄK.
Clinician Scientists sind der Garant für eine translationale Medizin, durch die Erkenntnisse der Grundlagenforschung schnellstmöglich am Patientenbett ankommen. „Mit dem Programm ‚Interfaces and Interventions in Complex Chronic Conditions‘ erlauben wir die Vereinbarkeit von klinischer Weiterbildung und translationaler Forschung, und fördern dabei speziell die akademische Karriere von Clinician Scientists mit einem Fokus auf die klinischen Herausforderungen komplexer chronischer Erkrankungen“, sagt Professor Dr. Matthias Ebert, Direktor der II. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) und Sprecher des ICON-Programms.
Aufgrund des demographischen Wandels sei ein Anstieg von komplexen chronischen Erkrankungen zu erwarten. Das ICON-Förderprogramm und die verkürzte Weiterbildung im Rahmen des Pilotprogramms der BÄK sorge letztlich dafür, die Versorgung dieser stetig wachsenden Patientengruppe durch forschende Fachärztinnen und Fachärzte zu verbessern, so sein Fazit.