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Video: Darmkrebsvorsorge
Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Durch eine Vorsorgeuntersuchung kann er jedoch frühzeitig erkannt werden. Die sicherste Früherkennung ist die Darmspiegelung. Je früher Darmkrebs erkannt wird, desto höher sind die Heilungschancen. Deshalb ist eine regelmäßige Darmkrebsvorsorge so wichtig.
Für eine Darmkrebsvorsorge gibt es verschiedene Methoden – welche das sind und welche Vor- und Nachteile sie haben, erläutern Prof. Dr. med. Belle und Prof. Dr. med. Ebert im Video.
Ursachen
Unter Darmkrebs werden Krebserkrankungen des Dickdarmes (Kolon) und des Mastdarmes (Rektum) zusammengefasst. Wissenschaftler konnten bis jetzt noch nicht endgültig klären, warum Darmkrebs entsteht. Aber es gibt viele Faktoren, die das Erkrankungsrisiko erhöhen:
Familiäre Vorbelastung
Die Rolle angeborener genetischer Veränderungen ist nur für einige seltene Darmkrebsformen weitgehend geklärt: Betroffen sind höchsten fünf von 100 Menschen mit einem Darmkrebs. Diese Gene können an die nachfolgende Generation weitergegeben werden. Ein erhöhtes Erkrankungsrisiko besteht wenn direkte Verwandte bestimmte Formen von Polypen (adenomatöse Polypen) hatten/haben oder wenn in der Familie bereits Darmkrebs besonders in jungen Jahren (< 40) aufgetreten ist. Hier ist es wichtig sich zum einen eine genetische Beratung zu bekommen und zum anderen regelmäßig eine Darmspiegelung durchführen zu lassen.
Chronisch entzündliche Darmerkrankung
Langjährige chronisch entzündliche Darmerkrankungen (z.B. Colitis ulcerosa) erhöhen das Risiko an Darmkrebs zu erkranken. Der andauernde Entzündungsprozess kann zu bösartigen Zellveränderungen an der Darmschleimhaut führen. Auch hier ist eine regelmäßige Vorsorge-Darmspiegelung notwendig.
Darmpolypen
Menschen, bei denen Darmpolypen entdeckt und entfernt wurden, haben ein besonders hohes Risiko erneut Polypen zu entwickeln. Werden diese nicht rechtzeitig entdeckt können sie zu Krebs werden.
Ernährung und Lebensstil
Auch der Lebensstil spielt für die Entstehung eines Dickdarmkrebses eine wichtige Rolle. Durch einen gesundheitsbewussten Lebensstil mit viel körperlicher Aktivität und gesunder Ernährung kann man die Entstehung vieler Krebsarten nachhaltig beeinflussen. Auch wenn bereits z.B. ein Darmkrebs entstanden ist kann ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und viel körperlicher Aktivität sehr hilfreich sein und den Krankheitsverlauf beeinflussen.
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass unsere typische Ernährungsweise mit viel tierischem Fett und wenig Getreide, Obst oder Gemüse schlecht auf unseren Darm auswirkt und die Entstehung von Darmkrebs begünstigt. Auch Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum erhöhen das Darmkrebsrisiko.
Häufigkeit und Erkrankungsalter
Jedes Jahr erkranken in Deutschland ca. 60.000 Menschen an Darmkrebs. Bei Frauen ist es die zweithäufigste Krebserkrankung und bei den Männern die dritthäufigste. Das Alter spielt bei der Erkrankung eine wesentliche Rolle. Die Anfälligkeit des menschlichen Organismus für Zelldefekte steigt mit zunehmendem Alter. Diese können dann vom Körper selbst nicht mehr so leicht repariert werden. So kann es passieren, dass entartete Zellen entstehen, die sich als Krebs vermehren und ausbreiten. 90% der Darmkrebserkrankungen treten nach dem 50. Lebensjahr auf. Das Durchschnittsalter bei einer Erstdiagnose liegt bei 65 Jahren. Nur fünf Prozent der Patient:innen sind jünger als 40 Jahre.
Darmkrebs ist ein der wenigen Krebserkrankungen, die durch Vorsorgemaßnahmen (Darmspiegelung) verhindert werden kann, da die Vorläufer von bösartigen Tumoren zu 90% zunächst gutartige Veränderungen, sog. Polypen, sind.
Symptome
Im Anfangsstadium macht der Darmkrebs meistens keine Symptome. Es können jedoch auch unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, eine Blutarmut (Anämie), ungewollte Gewichtsabnahme oder Veränderungen der Stuhlgewohnheiten (sog. Bleistiftstühle oder Wechsel von Verstopfung und Durchfall) auftreten. Weitere Symptome können Blut im Stuhl, wiederholte krampfartige Bauchschmerzen oder häufiger Stuhldrang mit übelriechendem Stuhl sein. Wenn eines dieser Symptome vorhanden ist sollte man sich beim Arzt vorstellen.
Untersuchungen
Die wichtigsten Untersuchungen zum Nachweis eines Darmkrebses sind:
- Tastuntersuchung (digital-rektale Untersuchung)
- Darmspiegelung (Koloskopie)
- Gewebeprobe (Biopsie)
- CT-Kolonographie (virtuelle Darmspiegelung) (wenn eine konventionelle Darmspiegelung nicht möglich ist)
Falls ein Darmkrebs festgestellt wird, werden noch weitere Untersuchungen durchgeführt um herauszufinden wie weit der Tumor fortgeschritten ist. Dies ist entscheidend für den weiteren Krankheitsverlauf.
In der Regel werden dann eine Ultraschalluntersuchung, Computertomografie (CT) bzw. Magnetresonanztomografie (MRT), selten auch eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und eine Laboruntersuchung durchgeführt.
Klassifikation
Um die Behandlung des Darmkrebses festzulegen gibt es zwei Klassifikationssysteme. Zum einen ist es die sog. TNM-Klassifikation (T=Tumorgröße, N=befallene Lymphknoten, M=Metastasen), die die Größe und das Ausmaß der Erkrankung beschreibt. Diese wird in den international gültigen „UICC-Stadien“ zusammengefasst. Zum anderen beschreibt das sog. „Grading“ welchen Grad der Entartung die Krebszellen histologisch aufweisen. Hierdurch können Rückschlüsse auf die Aggressivität des Tumors gezogen werden.
Behandlungsmöglichkeiten
Sobald die Diagnose eines Darmkrebses gestellt wird, erfolgt die Vorstellung in unserem interdisziplinären Tumorboard. Hier setzen wir uns mit den Experten aus der Onkologie, Radiologie, Pathologie und Strahlentherapie zusammen um die individuell beste Behandlungsstrategie festzulegen.
Prinzipiell gibt es folgende Behandlungsmöglichkeiten:
Kurative (heilende) Operation
Das Hauptziel ist die völlige Entfernung des betroffenen Darmabschnitts und der zugeordneten Lymphgefäße und Lymphknoten. Dabei muss ein ausreichender Sicherheitsbereich von gesundem Darmgewebe mit entfernt werden. Da der Dickdarm recht lang ist, bedeutet der Verlust eines Teils normalerweise keine Beeinträchtigung für seine Funktion. In der Regel können die Darmenden nach der Entfernung des entsprechenden Abschnitts wieder zusammengenäht werden. Nur in schwierigen Fällen oder bei der tiefen Entfernung des Mastdarmes wird zusätzlich ein vorübergehender schützender künstlicher Dünndarmausgang gelegt. Dieser kann dann etwa 3-4 Monate nach der Operation wieder zurückverlegt werden. Wenn der Tumor jedoch so nahe am Darmausgang liegen sollte, so dass der Schließmuskel mit entfernt werden muss, dann bleibt der künstliche Darmausgang dauerhaft bestehen, ist dann jedoch ein Dickdarmausgang.
Palliative Operation
Auch wenn der Darmkrebs schon weit fortgeschritten und mit einer vollständigen Heilung nicht mehr zu rechnen ist, kann eine sog. Palliative Operation Beschwerden lindern oder lebensbedrohliche Komplikationen wie z.B. einen Darmverschluss verhindern. In dieser Operation wird dann der Tumor an sich belassen aber eine Umgehung oder ein künstlicher Darmausgang angelegt.
Heilende endoskopische Abtragung
Im Rahmen einer Darmspiegelung kann mit kleinen Instrumenten der Tumor mit der darunterliegenden Darmschleimhaut abgetragen werden. Das ist jedoch nur in Fällen möglich, in denen der Tumor die Muskelschicht des Darmes noch nicht erreicht hat.
Chemotherapie
Ab einem bestimmten Stadium der o.g. UICC-Einteilung wird entweder eine Chemotherapie vor (neoadjuvant) und nach (adjuvant) der Operation durchgeführt oder aber eine palliative Chemotherapie empfohlen. Bei der palliativen Chemotherapie ist eine Heilung nicht zu erwarten soll aber das Fortschreiten des Tumorwachstums hinauszögern. Hierbei geht es um die Verbesserung der Lebensqualität und die Verlängerung des Lebens.
Medikamentöse Therapie
Unter bestimmten Voraussetzungen kann z.B. eine Antikörper-Therapie durchgeführt werden. Das ist jedoch auch der Fall wenn keine Heilung zu erwarten ist.
Strahlentherapie
Hauptsächlich wird die Strahlentherapie beim Mastdarmkrebs ab einem bestimmten Stadium durchgeführt. Das Ziel ist die Verkleinerung des Tumors vor einer möglichen Operation. Wird die Strahlentherapie nach einer Operation eingesetzt, hat sie das Ziel eventuell verbliebene einzelne Krebszellen zu zerstören.
Kontextspalte
Leitung
Prof. Dr. med.
Christoph Reißfelder
Direktor der Chirurgischen Klinik