Sie befinden sich hier

Inhalt

Schnarchen und Schlafapnoe

Schnarchen und Schlafapnoe – Was ist das?

Der Schlaf hat eine zentrale Bedeutung für unsere Erholung. „Schlechter Schlaf“ führt zu Müdigkeit, Leistungsabfall, Gereiztheit und manchmal auch Sekundenschlaf am Tag.  Das Teilnehmen am beruflichen und sozialen Leben ist erschwert. Die Lebensqualität verschlechtert sich und der Betroffene leidet. Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist eine besonders häufige Ursache.

Was passiert bei der obstruktiven Schlafapnoe?

Bei der obstruktiven Schlafapnoe verschließt sich der Rachen während des Schlafes teilweise oder vollständig. Die Folge sind Schnarchen, eine angestrengte Atmung mit Schlafunterbrechungen (Respiratory Effort Related Arousal (RERA)), eine verminderte Atmung (Hypopnoen) und Atempausen (Apnoen).

Schnarchen selbst ist dabei lediglich das bei der Atmung entstehende Geräusch und kann auch ohne Atmungsstörungen auftreten (primäres Schnarchen).

Die Atmungsstörungen und der häufig damit einhergehende Sauerstoffmangel sind meist zwischen zehn und dreißig Sekunden lang und wiederholen sich viele Male pro Stunde Schlaf, in ausgeprägten Fällen mehr als einmal in jeder Minute. Sie werden durch meist nur wenige Sekunden andauernde Weckreaktionen (Arousal) beendet, an die man sich typischerweise nicht erinnert. Durch die Weckreaktion wird zwar der Atemweg wieder geöffnet, die Atmung und der Sauerstoffgehalt normalisieren sich und der Betroffene schläft danach sofort wieder ein, jedoch geht die Weckreaktion immer mit einer Beschleunigung des Herzschlags, Erhöhung des Blutdrucks und allgemeinen Stressreaktion einher. Es ist wie eine Alarmreaktion beim Ersticken zu verstehen.

Eine obstruktive Schlafapnoe steigert daher das Risiko, an Bluthochdruck, einer Herzerkrankung, einem Schlaganfall oder Diabetes zu erkranken. Die Weckreaktionen verschlechtern die Schlafqualität, man wacht unerholt auf und leidet am Tage unter Konzentrationsstörungen, Tagesschläfrigkeit und eingeschränkter geistiger und körperlicher Leistungsfähigkeit. Auch Potenzstörungen werden beklagt. Oft schnarchen die Patienten so laut, dass zusätzlich der Schlaf des Partners gestört wird.

Wie kommt es zu Schnarchen und Atempausen?

Der Verschluss wird einerseits durch Engstellen des oberen Atemwegs und andererseits durch die Entspannung der Muskulatur von Zunge und Rachen während des Schlafes ausgelöst. Engstellen entstehen durch vergrößerte Rachen-, Gaumen- oder Zungengrundmandeln, eine insgesamt große Zunge, ein langes und verdicktes Gaumensegel mit Zäpfchen oder einen zu kleinen Ober- und/oder Unterkiefer.

Kommt beim Einschlafen die natürliche Entspannung der Muskulatur dazu, fällt der Atemweg zusammen und eine Atempause entsteht. Doch auch wenn Kiefer, Mund und Rachen völlig regelrecht erscheinen, kann eine zu starke Entspannung der Muskulatur während des Schlafes genügen, um den Atemweg weich und instabil werden zu lassen. Insbesondere auf dem Rücken rutscht dann die Zunge nach hinten in den Rachen und verschließt den Atemweg.

Für diese ausgeprägte Erschlaffung der Muskulatur während des Schlafes werden aktuell Störungen der Atemwegssteuerung auf der Ebene des Atemzentrums im Hirnstamm verantwortlich gemacht. So wissen wir beispielsweise, dass Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe oftmals nicht mehr ausreichend spüren, ob der Rachen offen oder verschlossen ist, ob Luft fließt oder nicht. Folglich kann die Muskulatur im Schlaf auch nicht effektiv einem drohenden Verschluss entgegenwirken, obwohl dies im Wachzustand noch gelingt.

Bei Übergewicht wird der Atemweg insgesamt enger und instabiler, da sich Fett auch in der Zunge, im Rachen und im Bauch einlagert. In den meisten Fällen kommen mehrere auslösende Faktoren zusammen und ergänzen sich ungünstig. In selteneren Fällen sind ein instabiler Kehlkopf selbst oder auch Geschwülste im Rachen oder Kehlkopf die Ursache von Atempausen.

Wann spricht man von einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA)?

Der Schweregrad der OSA bestimmt sich aus der Anzahl der Atmungsstörungen pro Stunde Schlaf, der Tagesschläfrigkeit und den vorhandenen Begleiterkrankungen. So wird die Diagnose obstruktive Schlafapnoe erst dann gestellt, wenn

  • entweder mehr als fünf Atmungsstörungen pro Stunde Schlaf (RDI>5/h) und eine erhöhte Tagesschläfrigkeit und/oder eine der oben genannten Begleiterkrankungen vorliegen
  • oder wenn mehr als 15 Atmungsstörungen pro Stunde Schlaf (RDI>15/h) vorliegen, unabhängig von Tagesschläfrigkeit und Begleiterkrankungen.

Kontextspalte

Prof. Dr. Med. Joachim Maurer

Leiter Sektion Schlafmedizin

DGSM Akkreditiert