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Meilensteine

Professor Thomas Kohl entwickelt seit 1993 mit seinen Kolleginnen und Kollegen – gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und verschiedenen Industriepartnern – minimal-invasive fetoskopische Eingriffe für Ungeborene mit Erkrankungen, die lebensbedrohlich sind oder ihre nachgeburtliche Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Heute bietet Professor Kohl am DZFT am Universitätsklinikum Mannheim weltweit das größte Spektrum minimal-invasiver vorgeburtlicher Behandlungstechniken für erkrankte Ungeborene an. Er gilt international als Pionier der minimal-invasiven Fetalchirurgie und wurde für seine Arbeiten mehrfach ausgezeichnet.

Operationstechniken

1994 begann Kohl an der University of California in San Francisco gemeinsam mit Kollegen, grundlegende Operationstechniken für die Fetalchirurgie an Schafen zu entwickeln. Dazu gehören der minimal-invasive perkutane Zugang zur Fruchthöhle, gefolgt von fetalen Lagerungstechniken, dem eigentlichen vorgeburtlichen Eingriff, bis hin zum Uterusverschluss. In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Kollegen und Doktorierenden der Universitätsklinik Münster standardisierte er diese minimal-invasiven fetoskopischen Operationstechniken ab 1997 in ihrer Ausführung so weit, dass ab 2002 erste Eingriffe an Ungeborenen am Universitätsklinikum Bonn möglich wurden.

Dort verschloss er zum ersten Mal einen "offenen Rücken" (Spina bifida) bei einem Ungeborenen komplett minimal-invasiv im Mutterleib. Dabei setzte er auch erstmals die von ihm mitentwickelte perkutane Gasinsufflation der Fruchthöhle mit Kohlendioxid (PACI – Partial Amniotic Carbon Dioxide Insufflation) ein. Seitdem entwickelte er das minimal-invasive Verfahren zur Behandlung von Ungeborenen mit Spina bifida ständig weiter, so dass seit 2007 Kinder geboren werden, bei denen nach der Operation im Mutterleib kein erneuter Verschluss nach der Geburt mehr nötig war. 2013 verschloss er bei dem Eingriff zum ersten Mal auch die Haut eines ungeborenen Fetus mit "offenem Rücken".

2003 führte Kohl ein von ihm mitentwickeltes Verfahren zum minimal-invasiven Verschluss der Luftröhre von Ungeborenen (fetoskopische Tracheal-Ballonokklusion) mit lebensbedrohlichen Zwerchfellhernien in Deutschland ein. Diese Behandlungsmethode wendete er drei Jahre später auch erstmals zur Behandlung eines Ungeborenen mit schwerer Unterentwicklung der Lungen nach einem frühen vorzeitigen Blasensprung an. Seit 2012 nutzt er das Verfahren auch bei beidseitig mit Wasser gefülltem Brustkorb (Hydrothorax) oder schweren Lungenfehlbildungen (CPAM, CCAM).

Nicht-invasive Verfahren

2007 entwickelte Professor Kohl das nach ihm benannte "Kohl-Verfahren" für Ungeborene mit zu kleinen Herz- und Gefäßstrukturen. Bei dieser Behandlungsmethode erhält die Mutter regelmäßig mehrere Stunden täglich Sauerstoff, der über den Mutterkuchen auf das Ungeborene übergeht und zu einer Reifung des Herzens und der Gefäße führen kann. Zu dieser "chronisch-intermittierenden materno-fetalen Sauerstofftherapie" wurde 2016 eine prospektive kontrollierte randomisierte Studie veröffentlicht, die die Wirksamkeit des Verfahrens am Beispiel von Ungeborenen belegt, bei denen nach ihrer Geburt eine behandlungsbedürftige Aortenisthmusstenose (ISTA) erwartet wurde: Ohne Sauerstofftherapie mussten 75 Prozent der untersuchten Feten nach ihrer Geburt an ihrer ISTA operiert werden, nach vorgeburtlicher Sauerstofftherapie nur 20 Prozent.

Weitere Verbesserung fetoskopischer Operationstechniken

Trotz inzwischen über 15-jähriger Erfahrung mit minimal-invasiven fetoskopischen Operationstechniken will das DZFT sicherstellen, dass die verwendeten Methoden unschädlich und sicher in der Anwendung sind.

Daher wird u. a. in feingeweblichen Untersuchungen geprüft, ob das Kohlendioxid, das zur Verbesserung der Sichtverhältnisse bei der Operation in die Gebärmutter eingeblasen wird, möglicherweise Hirnschäden beim Ungeborenen auslösen kann. Dazu werden im Tiermodell alle in Frage kommenden Komplikationen auf ihr Auftreten hin untersucht – mit bislang äußerst positiven Resultaten: Erste Ergebnisse von Kurz- und Langzeit-Studien zeigen, dass eine Schädigung des kindlichen Gehirns durch fetoskopische Eingriffe mit Gas unwahrscheinlich ist.

Ein weiteres Anliegen ist es, den sorgfältigen Verschluss auch kleinster Einstichstellen nach einer Operation zu garantieren und zu optimieren. Dafür wurde am DZFT eine neue Verschlussmethode entwickelt. Die ersten Erfahrungen mit dieser Vorgehensweise sprechen für eine deutliche Minderung des Frühgeburtsrisikos.

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