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Fragen und Antworten

Wann ist ein vorgeburtlicher Eingriff sinnvoll und möglich?

Ob eine Operation an Ihrem ungeborenen Kind sinnvoll ist und/oder durchgeführt werden kann, besprechen wir mit Ihnen nach einer speziellen Ultraschalluntersuchung. Dabei beziehen wir bereits – falls hilfreich und von Ihnen gewünscht – spezialisierte Kinderärztinnen bzw. -ärzte, Kinderchirurginnen bzw. -chirurgen und Geburtshelferinnen bzw. -helfer ein, die Ihr Kind nach der Geburt weiterbehandeln werden.

Ziel der vorgeburtlichen Eingriffe ist es, die Chance Ihres Kindes auf ein Leben mit normaler oder weitgehend normaler Lebensqualität zu verbessern. Dazu beraten wir Sie nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Über den Befund und die Ihnen vorgestellten Behandlungsmöglichkeiten tauschen wir uns auf Wunsch selbstverständlich auch mit Ihrer Frauenärztin bzw. Ihrem Frauenarzt oder der überweisenden Pränatalmedizinerin bzw. -mediziner aus.

Birgt eine vorgeburtliche Behandlung Risiken?

Grundsätzlich können bei jedem chirurgischen Eingriff und bei jeder medikamentösen Therapie Komplikationen auftreten. Fast immer werden die pränatalen Eingriffe von den Schwangeren aber gut und ohne Folgen für ihre Gesundheit oder zukünftige Schwangerschaften vertragen.

Falls Erkrankungen oder Umstände vorliegen, die das persönliche Behandlungsrisiko unverhältnismäßig erhöhen, führen wir den Eingriff nicht durch. Ebenso lehnen wir therapeutische Maßnahmen ab, wenn das Risiko eines Eingriffs für Ihr Kind in keinem Verhältnis zur Schwere seiner Erkrankung steht oder der Nutzen (z. B. bei weiteren schweren Fehlbildungen oder Erbgutstörungen) fraglich erscheint.

Was sind die größten Risiken für mich?

Für die schonendste Vorgehensweise werden fast alle unserer Eingriffe in örtlicher Betäubung der mütterlichen Bauch- und Gebärmutterwand durchgeführt. Eine Vollnarkose von Mutter und Kind ist daher nur bei speziellen Eingriffen wie der pränatalen Schließung des "offenen Rückens" (Spina bifida) oder die Eröffnung einer hochgradig verengten Herzklappe notwendig. Neun von zehn Schwangeren und ihre Ungeborenen vertragenen die Narkose, die gezielt von uns auf diese Eingriffe abgestimmt ist, ohne Probleme.

Komplikationen wie Blutungen, Infektionen oder Medikamentenunverträglichkeiten können auftreten, sind aber selten. Nach einem Eingriff auftretende Wehen sind gewöhnlich nur von kurzer Dauer und bedürfen in den meisten Fällen keiner Therapie.

Was sind die größten Risiken für mein ungeborenes Kind?

Zu den generellen Risiken nahezu jeder Operation gehören operationstechnische Probleme, Narkoseunverträglichkeit, Kreislaufschwäche, Blutungskomplikationen oder Infektionen.

Da fast alle unsere Eingriffe in örtlicher Betäubung der mütterlichen Bauch- und Gebärmutterwand durchgeführt werden, können die möglichen Komplikationen einer Vollnarkose zuverlässig vermieden werden. Blutungen, Infektionen, ein vorzeitiger Blasensprung oder eine Frühgeburt können aber dennoch auftreten.

Die vorgeburtliche Abdeckung des "offenen Rückens" (Spina bifida) oder die Eröffnung einer hochgradig verengten kindlichen Herzklappe erfordern allerdings eine Vollnarkose. Tatsächlich versterben bei einer Spina-bifida-Operation rund zehn Prozent der ungeborenen Kinder; bei oder in Folge der Eröffnung einer hochgradig verengten fetalen Herzklappe etwa 30 Prozent.

Am schwersten wiegen Komplikationen, die vor oder zu Beginn der 20er Schwangerschaftswochen hin auftreten und mit einer frühen Frühgeburt einhergehen.

In jedem Fall gilt es zu bedenken: Leidet Ihr Kind an einer Erkrankung, die ohne vorgeburtlichen Eingriff tödlich verlaufen würde, wiegen die Chancen eines Eingriffs die möglichen Risiken für das Ungeborene in der Regel auf. Zudem werden dank verbesserter Behandlungsstrategien die meisten Kinder auch nach vorgeburtlichen Eingriffen jenseits der 32. Schwangerschaftswoche geboren. Zu dieser Zeit treten schwere Komplikationen durch die Frühgeburt nur noch selten auf.

Falls schon vor der Operation eine massiv vermehrte Fruchtwassermenge (Polyhydramnion) zu vorzeitiger Wehentätigkeit, Muttermundverkürzung oder -eröffnung, Blasensprung oder Infektion der Fruchthöhle geführt hat, ist eine Frühgeburt wahrscheinlich. Wenn möglich, wählen wir in solchen Fällen den Behandlungszeitpunkt jenseits der 33. Schwangerschaftswoche, um Ihrem Kind zu einem besseren Start ins Leben zu verhelfen.

Weitere Informationen zur Durchführung, den Risiken und möglichen Behandlungsergebnissen der an unserem Zentrum angebotenen Eingriffe finden Sie bei den jeweiligen Erkrankungen.

Woran könnte ein Eingriff außerdem scheitern?

Neben technischen Schwierigkeiten und anderen Komplikationen gibt es zusätzliche Risikofaktoren auf Seiten der Mutter, an denen ein vorgeburtlicher Eingriff scheitern könnte: Eine schon vor der Operation massiv vermehrte Fruchtwassermenge (Polyhydramnion) mit hierdurch ausgelöster vorzeitiger Wehentätigkeit stellt ein solches Risiko dar.

Die am häufigsten bei Schwangeren mit Zwillingstransfusionssyndrom oder bei Vorliegen einer kindlichen Zwerchfellhernie auftretenden Hindernisse sind eine schon im Vorhinein vorliegende Verkürzung oder Eröffnung des Muttermunds sowie ein vorzeitiger Blasensprung mit oder ohne Infektion der Fruchthöhle.

Wie werde ich über die Verfahren aufgeklärt?

Vor einem vorgeburtlichen Eingriff informieren wir Sie und Ihren Partner intensiv über die zugrunde liegende Erkrankung Ihres Kindes, deren Behandlungsmöglichkeiten und Prognose. Dazu bieten wir Ihnen Gespräche mit Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachrichtungen an, die sich auf die vor- und nachgeburtliche Behandlung der jeweiligen Erkrankung spezialisiert haben oder die für die Durchführung der Operation von Bedeutung sind. Gerne vermitteln wir Ihnen auch Kontakte zu Familien, deren Kinder von uns im Mutterleib operiert wurden oder zu Selbsthilfegruppen, damit Sie sich vor Ihrer Entscheidung möglichst umfassend informieren können.

Da ein Teil der derzeit verfügbaren neuen Behandlungsverfahren bislang nur bei wenigen Schwangeren und deren Ungeborenen zur Anwendung gekommen sind, können sie noch nicht als Standardverfahren gelten. Kommt für Ihr Kind nur eine dieser noch in Erprobung befindlichen Techniken in Frage und entscheiden Sie sich für diesen Therapieansatz, klären wir Sie besonders umfangreich auf. Die Patienteninformation und die Einverständniserklärung, die Sie erhalten, wurden durch eine Ethikkommission bestätigt und genehmigt.

Welche alternativen Möglichkeiten haben wir als Eltern?

Auch wenn Sie sich nicht für einen Eingriff entscheiden können oder dieser für Sie und Ihr Kind nicht sinnvoll wäre, begleiten und betreuen wir Sie gerne weiterhin – gemeinsam mit Ihrer Frauenärztin bzw. Ihrem Frauenarzt oder Ihrer örtlichen Pränataldiagnostikerin bzw. Ihrem Pränataldiagnostiker – bis zur Entbindung.

Selbstverständlich bieten wir Ihnen auch dann unsere fachliche Unterstützung an, falls Sie sich zu einem gesetzlich möglichen Schwangerschaftsabbruch entschließen sollten.

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